Bedient euch

„Bedient euch. Es ist noch reichlich draußen. Nehmt so viel ihr wollt.“ So sagt es meine Großmutter, wenn sie meine Familie und mich zum Essen einlädt. Es gibt immer mehr zu essen, als nötig bei ihr.
Am Ende reicht das Essen auch noch für die nächsten Tage. Ich mag das sehr. Schon als Kind spürte ich, hier ich bin gut versorgt. Ich habe alles, was ich brauche und kann mir nehmen so viel ich will. Ein gutes Gefühl.

Ganz und gar kein gutes Gefühl hatte ich, als mir mit 12 Jahren bewusst wurde, dass das gar nicht jeder Mensch auf dieser Welt von sich behaupten kann.
Als Schulklasse hatten wir Kontakt zu Estelle, einem Mädchen aus Mosambik. Wir lernten von ihr vor allem, dass wir viel haben und sie wenig - von allem. Wie ungerecht.

Eine alte Geschichte erzählt, wie es wäre, wenn es gerecht zugeht.

Es kommen viele Menschen zusammen. Sie sind hungrig. Einige haben etwas zu essen dabei. Da ruft einer: „Bedient Euch. Es ist noch reichlich draußen. Nehmt so viel ihr wollt.“ Jeder nimmt das, was er oder sie braucht, und am Ende bleibt eine Menge übrig für die kommenden Generationen.

Isabelle Wolffson, Pastorin, Kirchengemeinde Zarpen