Bollerwagendonnerstag
Christi Himmelfahrt hat es schwer im christlichen Festkalender. Irgendwie alles ein bisschen schräg mit diesem Jesus auf den Wolken. Die Väter haben das Fest schon längst als Bollerwagendonnerstag annektiert. Und nach all den Ausfällen in den vergangenen Jahren ist das auch mehr als vergönnt.
Aber was steckt hinter diesem Fest? Nirgendwo lässt sich das eindrücklicher erleben als im bayrischen Anzing. Dort gibt es alljährlich die Himmelfahrt live. In der prunkvollen Pfarrkirche Mariä Geburt hat eine jahrhundertealte Tradition heute noch Bestand: das Himmelfahrtaufziehen.
Vom Dachstuhl des Gotteshauses aus wird eine hölzerne Christusfigur an einem Seil nach oben gezogen. Über zehn Meter sind es vom Boden bis zur Decke. An Ostern wurde der auferstandene Christus in die Kirche gebracht. Nun schwebt er, von den Gottesdienstbesuchern aufmerksam verfolgt, langsam empor. Und dann verschwindet er schließlich in einer Luke, dem sogenannten Heilig-Geist-Loch.
Ich finde das wunderbar, ein barockes Schauspiel, so sinnlich. Christi Himmelfahrt als ein für alle sichtbarer Abschied. Ein dunkles Loch hoch oben im Kirchengewölbe. Was nun, ohne den Jesus, den wir fragen können? Wir bleiben mit der Erde verhaftet. Mal ratlos, mal allein.
Aber etwas steht aus. Darum dieses Fest in der Spannung zwischen Karfreitag, Ostern und Pfingsten. Wir sind auf uns gestellt, aber Gott lässt uns wachsen bis in den Himmel. Wir sind nicht auf der Welt, um alles richtig zu machen. Aber wir sind auf der Welt, um niemals fertig zu werden. Und erst wenn hier alles gesehen, alles getan und alles gelebt ist, steht der Himmel offen.
Jan Roßmanek, Pastor bei st. moment, Hamburg