Der Himmel kann warten

„Wann sehen wir uns wieder?“, fragte Hans, unser Trauzeuge, in seinem letzten Weihnachtsbrief. Ende Januar hatten wir deshalb ein Treffen vereinbart. Kurz darauf erhielten wir die Nachricht von seinem plötzlichen Tod. Gestorben im Alter von 64 Jahren, noch mitten im Leben stehend. Der Schock war groß: In seiner Familie, unter seinen Freund:innen und Weggefährt:innen, unter den Menschen in den beiden Kirchengemeinden, wo er als Pastor fast dreiunddreißig Jahre seinen Dienst verrichtet hatte.
„Wann sehen wir uns wieder?“ Hans, nun wissen wir es nicht. Und sei mir nicht böse, wenn ich Dir von dieser Stelle aus ganz persönlich schreibe: „Heaven can wait“, übersetzt „Der Himmel kann warten“. Aber daran glaube ich ganz fest und Du hast es auch immer getan: Wenn wir uns am „Tisch des Herrn“ wiedersehen werden, wird es schön. Und dann werden wir zusammen das Leben noch einmal ganz neu und anders feiern.
„Wann sehen wir uns wieder?“ Bangen Herzens erleben wir eine Zeit, in der das Kriegsgeschehen viele Leben kostet und ungezählte Menschen unfassbares Leid, Not und tiefe Trauer erdulden müssen.
Warum ich auch jetzt an diesem Glauben festhalte? Weil wir als Christ:innen von Ostern herkommen. Dieses Ereignis, die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, ist und bleibt das Fundament unseres christlichen Glaubens. Wir können daraus immer wieder neue Hoffnung und Zuversicht schöpfen. Vergessen wir das niemals, nicht in der Trauer um liebe und geliebte Menschen, nicht in dem, was uns sonst noch Kummer und Sorgen bereitet in diesen ungewissen, unsicheren Zeiten, die vom Kriegsgeschehen mitten in Europa geprägt sind. Wir dürfen und sollten nicht aufhören, einander zu trösten und zu stärken. Wir alle können beten und fest zusammenstehen und weiterhin alles tun, was dem Frieden dient.

Pastor Ekkehard Wulf, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Nahe