Ein Spaziergang über den Friedhof
Eine Mutter macht mit ihrem kleinen Sohn einen Spaziergang über den Friedhof. Da sieht sie in einiger Entfernung ein frisch ausgehobenes Grab.
Sie denkt: Oje, wenn der Kleine das sieht und dann fragt er, wofür die Grube ist und das macht ihn bestimmt ganz traurig.
Der Sohn aber zeigt aufgeregt mit dem Finger, als er die Grube sieht. „Sieh mal, Mama“, sagt er. „ Da ist schon wieder einer auferstanden.“
Es darf geschmunzelt werden. Selbst angesichts eines offenen Grabes. Am Ostermorgen hatten die Frauen den am Kreuz gestorbenen Jesus gesucht und nur ein leeres Grab gefunden. Und seitdem können Menschen den Tod mit anderen Augen sehen. Nicht mehr nur ein endgültiges „Aus, Schluss, Vorbei“. Sondern eine Wirklichkeit, die zum Leben dazu gehört – traurig, aber wahr. Und trotzdem auch ein neuer Anfang, weil Gott selbst im Tod am Leben festhält und an seinen Menschen. Diese Zuversicht hilft nicht nur beim Gang über den Friedhof. Sie gibt Kraft, wo es nicht mehr weiterzugehen scheint. Sie nimmt die Angst, bedrückenden Tatsachen ins Gesicht zu sehen. Und macht mit einem Augenzwinkern deutlich: Es kommt immer drauf an, wie man die Tatsachen sieht. Denn hej: „Schon wieder einer auferstanden“. Einen gesegneten Sonntag wünscht Rebecca Lenz.
Rebecca Lenz, Pastorin, Bad Segeberg