Einstimmen
Einstimmen
Für mich beginnt ein Sinfoniekonzert schon Minuten vor der angegebenen Zeit. Aufmerksam sehe ich zu, wie die Musiker auf die Bühne treten, ihre Instrumente in die Hand nehmen und der Geiger am 1. Pult gekonnt und selbstbewusst seinen Bogen auf – und abstreicht, um allen anderen den Kammerton anzugeben. Konzentriert hören die Musizierenden den Ton, stimmen behutsam ihre Instrumente danach. Aus einem ganz diffusen Klang entsteht mehr und mehr eine wunderbare Harmonie – und erst dann beginnt das Konzert.
Von der ersten christlichen Gemeinde wird eine ähnlich harmonische Idealvorstellung in der Bibel überliefert: Sie beteten miteinander, sprachen über Gottes Wort und feierten gemeinsam das Abendmahl. Und nicht nur das, sondern die ersten Christen hatten alle Dinge gemeinsam und teilten sie untereinander.
Ob es wirklich am Anfang so war, das weiß niemand unter uns. Aber ich bin mir sicher, dass es bei den ersten Christen bei aller Unterschiedlichkeit nicht ein-tönig war, es aber eine Harmonie gab. Sie stand am Anfang, so dass Gottes Wort weiter getragen wurde - durch die Zeiten hindurch. Wenn wir zum Pfingstfest den Geburts-Tag der Kirche feiern, dann will ich nicht einem Ideal von Gemeinde nachjagen, aber ich wünsche mir, dass wir im aufeinander-hören unsere Stimmen zum Klingen bringen, die hier und da andere aufhorchen lassen, Menschen in Bewegung oder ins Nachdenken bringen - wie die Musik von Instrumenten, die eingestimmt wurden.
Mechthild Karopka, Pastorin für Vertretungsdienste