Flüchtlinge
„Gibt es eigentlich ein Gebot für Flüchtlinge?“,
fragt mich ein Mann nach dem Gottesdienst.
„Mann“, sag ich, „das weiß ich gar nicht genau.“
Ich geh die Zehn Gebote durch. Da ist doch nichts.
Ich schlag die Gebote in der Bibel auf. Die sind ja ganz anders.
Ich les' mir das durch, und tatsächlich: da ist was.
Ich kann's gar nicht glauben!
Bei „Du sollst den Feiertag heiligen“, da steht was über Flüchtlinge.
Auch sie sollen am Sabbat ruhen. Das habe ich nicht gewusst.
Und da fällt mir ein, dass die Israeliten auch mal Flüchtlinge waren:
mit Mose, dem Pharao und so.
Und da fällt mir ein, dass Maria und Josef mit dem Jesuskind
vor Herodes geflohen sind.
Und da fällt mir ein, dass meine Oma Flüchtling war und mein Vater.
Und da fällt mir ein, dass es jeden treffen kann.
Da muss ja nur mal eine Flut kommen oder ein Feuer.
Wie schön ist es, wenn sich da alle menschlich verhalten,
so menschlich wie die Zehn Gebote und wie unser Gott.
Gerhard Sabrowski, Pastor i. R., Propstei Plön