Freiheit und Rücksicht

Wie schön, dass wir nun dank 3-G endlich auch wieder im Gottesdienst singen können, ohne Atemnot hinter der Maske zu bekommen oder durch die beschlagene Brille Gesangbuchtexte nur schemenhaft zu erkennen!
Vieles ist plötzlich wieder erlaubt, doch stellen sich manche Fragen: Wie gehen wir mit dem älteren Paar von Nebenan um, das es als Misstrauensbeweis versteht, wenn wir ihr Impfzertifikat schwarz auf gelb sehen wollen? Was sagen wir auf die Frage, ob Geimpfte nicht auch ansteckend sein können? Wie gewährleisten wir, dass sich Ungeimpfte bei uns weiterhin willkommen fühlen und wie wahren wir bei der Kontrolle Diskretion?
„Alles ist erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.“ (1. Kor 10,23) So schreibt Paulus der Gemeinde in Korinth. Es ging damals um den Genuss von Fleisch, das aus Götzenopfern stammte. Dies Fleisch, so erklärte Paulus der Gemeinde, könne zwar bedenkenlos verzehrt werden, man solle dabei aber Acht geben auf „das Gewissen“ – und zwar nicht das eigene, sondern das der anderen, die vielleicht (noch) nicht dafür bereit sind.
Auch heute sind wir gut beraten mit dem, was Paulus den Korinthern nahelegte: Nehmt euch so viel Freiheit wie möglich und übt so viel Rücksicht wie nötig.

Ute Parra, Pastorin, Preetz