Frühlingsgefühle
Wann ist Frühling? Darauf hat sicher jeder seine eigene Antwort. Für mich ist Frühling, wenn die Buschwindröschen blühen. Wenn ich durch den Wald spaziere, den typischen harzigen Geruch in mich aufsage und die ersten Buschwindröschen sehe, kann ich die bedrohlichen und beunruhigenden politischen und sozialen Themen ausblenden, die täglich die Nachrichten fluten. Im Wald ist Zeit für die persönlichen Themen: wer bin ich eigentlich? wer will ich sein? Wenn ich jetzt im Wald spazierengehe, bin ich ganz bei den Buschwindröschen und deren filigraner zerbrechlicher Schönheit. Dann fühle ich mich Gott ganz nahe. Und ich weiß: egal, was auch passiert - die Buschwindröschen werden im nächsten Frühling wieder blühen, und in jedem weiteren. Ob ich das nächste Frühjahr noch erleben werde, weiß ich nicht. Das klingt erstmal nicht wirklich tröstlich. Und auch vor Gott werde ich nicht der Mensch sein, der ich schon immer so gerne sein wollte: aber ich werde endlich der Mensch sein, den Gott schon immer in mir gesehen hat. Das ist viel wertvoller. Und dann - ja dann wirkt dieses Wissen tatsächlich tröstlich. Unter zart wärmenden Sonnenstrahlen öffnen die Buschwindröschen ihre Blüten. Danke, Gott!
Alexandra Klatt, Pastorin, Lebrade