Gott ist mit den Schwächsten
Neulich lag vor unserer Haustür ein Vogelküken. Eine junge Rabenkrähe, zwei Wochen alt, die aus dem Nest gefallen war. Für die Kinder war klar: Wir müssen helfen. Immerhin lag es vor unserem Pfarrhaus. Ein Zeichen Gottes, so ihre Argumentation. Wie durchtrieben Pastorinnenkinder sein können.
Mich überzeugte das nicht. Ich traue mir einiges zu, nicht aber eine winzige Krähe am Leben zu halten. Also setzte ich das Tier in ein Gebüsch – in der Hoffnung, dass es von den Raben(krähen)eltern gefunden und versorgt werden würde. Denn wie heißt doch: Gott ist bei den Schwächsten. Das hier war ein klarer Fall für Gott. Aber Gott tat nichts. Es kamen keine Elternvögel. Und das Küken saß bloß da, bis es dunkel wurde.
Natürlich haben wir es doch reingeholt, es gefüttert, von Parasiten befreit. Ein komplettes Wochenende gepflegt, bis wir es beim Wildtierheim abgeben konnten. Dort hieß es, dass es ohne uns eingegangen wäre, nun aber gute Überlebenschancen hätte.
Ja, ich weiß, dass es nur ein Krähenjunges war. Aber vielleicht hat Gott doch etwas getan und war an jenem Tag bei diesem Schwächsten. Durch uns. Irgendwie eine schöne Vorstellung, dass das möglich ist. Noch mehr, wenn man sich klarmacht: Was für einen Vogel gilt, sollte um so mehr für Menschen gelten. Also halten wir die Augen offen...
Sebastian von Gehren,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Plön-Segeberg