Guter Hirte - Dummes Schaf?
Im Urlaub fuhr ich mit dem Rad am Deich lang, da stand ein Schaf auf der Straße. Ich bin kein Schäfer, aber ich wusste: Da gehört es nicht hin. Verstehen konnte ich es: Immer nur Gras, immer nur die Herde, gibt es nicht mehr als das? Nun stand es allein auf dem Asphalt und blökte.
Ich fuhr vorbei, stieg ab, und es lief vor mir weg, die Treppe hoch und durch das Loch in der Pforte wieder auf die saftige Wiese.
Oft gehen Hirten nicht voran. Sie bleiben hinter den Schafen und sorgen so dafür, dass die ihren Weg zur Weide finden.
In der Bibel wird Gott gern als „guter Hirte“ beschrieben. Manche stört das, weil sie das Bild haben: Der Hirte ist der Führer, und wir dummen Schafe laufen hinterher. Wer will das schon? Mit Führergestalten haben wir schlechte Erfahrungen gemacht – auch in Kirchen.
Aber was, wenn Gott der Hirte ist, der hinter uns geht und uns so den Weg finden lässt?
Das würde einmal erklären, warum ich mich manchmal von Gott aufgescheucht fühle. Zum andern bleibt dann der Hirte auf der Straße, wenn der Porsche kommt. So ähnlich redet die Bibel über Jesus: „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Johannes 10, Vers 12). Mit so einem Hirtenbild ließe sich leben. Ewig.
Pastor Andreas Wendt, Bargfeld-Stegen