Herbstbild
Der Oktober neigt sich seinem Ende zu und damit auch die schöne Zeit des Herbstes. Nach dem „Goldenen Oktober“ wechselt die Natur ihr Gewand. In den letzten Früchten, die in den Gärten, auf Feld und Flur geerntet werden, den bunten Blättern, die auf die Erde fallen, dem milden Sonnenlicht und den kürzer werdenden Tagen erleben wir eine Mischung aus Schönheit und Verwelken, Fülle und Vergehen.
„Herbstbild“ heißt ein Gedicht von Friedrich Hebbel, das diese eigentümliche Stimmung widerspiegelt:
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
Solche Herbsttage können uns mit leiser Wehmut erfüllen, uns bewegen, das, was wir in der Natur erleben, auf unser eigenes Leben zu beziehen. Wir wissen: Bald ist wieder ein Jahr vergangen. Und fragen vielleicht: Was hat dieses Jahr mir bis jetzt gebracht? Welche „Lese“ kann ich halten? Auf welche Früchte kann ich in meinem Leben zurückblicken?
Ich wünsche uns, dass wir in unsere Erfahrungen von Lebensfülle wie in unsere Erfahrungen von Abschied und Vergehen Gott einbeziehen können, der uns begleiten will durch den Wandel der Jahreszeiten und den Wandel unserer Lebenszeit zwischen Blühen und Vergehen. Dass wir vertrauensvoll sagen können: „Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei dir, Herr, füll du uns die Hände.“
Pastorin Elke Koch, Notfall- und Krankenhausseelsorge in Bad Segeberg