Können Sie bitte für mich beten?
„Können Sie bitte für mich beten?“, die das fragt ist krank. „Ich kann das nicht mehr. Ich habe keine Kraft mehr!“.
Ein schwieriger Zustand: Sich nichts mehr wünschen können, auf nichts mehr hoffen. Keine Adresse mehr haben, wohin sich das Hoffen richten kann.
Beten, das ist nicht nichts tun, sondern geht dem Tun voraus.
Und bei Wut? Wenn man sich beschweren oder gar Haß säen will, wie es anscheinend viele unerkannt im weltweiten Netz tun, wäre Beten eine ruhigere Alternative. Einen Ansprechpartner haben für all den Unmut in einem. Schon 3000 Jahre vor uns beteten Menschen zu Gott und klagten ihn an, weil ihr Leben ungerecht war. Es erleichterte das Herz der Betenden und so waren sie anderen Menschen gegenüber oft eben nicht so gehässig und gemein wie in unserer heutigen Gesellschaft.
„Wollen wir es zusammen versuchen?“ frage ich die erkrankte Frau. „Gott, ich bin zu schwach, um zu beten. Gott, ich habe Angst. Gott, ich finde es ungerecht, dass ich leide!“ „Ja“, sagt sie, „so geht es“. „Und Danke, dass er sie geschickt hat!“ fügt sie hinzu.
„Danke für diese Begegnung! Bleiben Sie behütet!“ antworte ich.
Fanny Dethloff, Klinik-und Notfallseelsorgerin Preetz