Mit Schwung

Als Studenten gingen wir im Sommer manchmal frühmorgens ins Freibad, einen Kilometer schwimmen. Als uns an einem Morgen das 50-Meter-Becken zu voll war, beschlossen wir aus Spaß: Wir nehmen die Kurzbahn, also 40 Bahnen a 25 Meter. Überraschung: Einer war noch schneller als vorher, der andere noch langsamer. Warum?
Am Ende jeder Bahn ärgerte sich mein Kommilitone: Schon wieder anhalten, umdrehen, weiterschwimmen. Ich wusste aus dem Schwimmtraining: Am Rand kann ich mich mit den Füßen abstoßen. Nichts gibt so viel Schwung für die nächste Bahn wie eine solide Wand! Man muss sie nur zu nutzen wissen.
So ist es nicht mit jeder Mauer. Manche verlangsamen oder geben eine neue Richtung, manche machen auch einfach nur Kopfschmerzen. Manchmal hat das mit meiner Perspektive zu tun, aber nicht immer.
Warum Gott Hindernisse in unser Leben stellt – und ob es immer Gott ist – darauf gibt es keine pauschale Antwort. Manche geben neuen Schwung, an anderen werden wir scheitern, das lässt sich auch nicht schönreden.
War nach dem Schwimmen Zeit, frühstückten wir zusammen. Egal, wer im Wasser was geleistet hatte – wir teilten Brötchen, Tee, Kaffee und Gemeinschaft.
Die Bibel erzählt, dass Gott selber in Jesus unsere Mauern und unser Scheitern erlebt hat. Was uns trennt, von ihm und voneinander, hat er am Kreuz beseitigt. Er ist auferstanden und will sein Leben mit uns teilen. Die Leistung macht am Ende nicht aus, wer dabei ist. Er lädt alle zu seinem Fest ein. Die Aussicht gibt jetzt schon Schwung.

Andreas Wendt, Pastor, Bargfeld