Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

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Spuren

Die kleine Dorfkirche ist perfekt restauriert. Die Dachziegel glänzen und der Putz strahlt. Aber was ist das? Hinten ist ein Stück Wand unverputzt. Dunkle Spuren und Löcher sind zu sehen. Das stammt aus den letzten Tagen des Krieges, erklärt mir der Küster. Damals, als der Kampf um das Dorf tobte. Man habe um die Beseitigung der Spuren gestritten. Die Kirche sollte doch rundherum schön werden.
Spuren sind wichtig. Sie erzählen etwas. Gerade in einer Welt, wo Makellosigkeit einen hohen Stellenwert hat. Gesichtsfalten erzählen von Freud und Leid. Das in die Rinde geschnitzte Herz von einer ersten Liebe. Und die Spuren in der Kirche, dass Friede nicht selbstverständlich ist.
Der heutige Sonntag ist Volkstrauertag. Er ist im Jahresverlauf eine gedankliche Spur und ein Stolperstein. Er erinnert an die Toten aller Kriege. Er erinnert an die Folgen von Hass und Abgrenzung. Er stellt die Frage, was wir für den Frieden tun.
Immer weniger Menschen leben noch, die den Krieg miterleben mussten. Immer weniger können selber erzählen, dass Krieg nichts Gutes ist. Und dass Krieg nicht mit einem Schuss beginnt, sondern mit Gedanken und Worten.
In unserer Religion ist Erinnerung wichtig. Jedes christliche Fest lebt davon. Nicht, um die Vergangenheit zu wiederholen, sondern um in der Gegenwart zu handeln und die Zukunft gut zu spuren.
So schaue ich auf die Einschusslöcher in der kleinen Dorfkirche. Eine ganze Weile stehe ich schweigend da. Meinen Beitrag will ich leisten. Nie wieder Krieg. Frieden braucht mein Gesicht, meine Hände, mein Herz und meine Worte.

Steffen Paar, Pastor in Sülfeld