Stück für Stück

Stück für Stück
Farbtöne vergleichen, Formen prüfen und immer wieder ausprobieren – ich liebe es, Puzzle zu bauen. In meinem Adventskalender fand ich jeden Tag einige Puzzleteile, bis am 24. Dezember aus 100 Teilen das Bild eines alten englischen Dorfs entstand. Und ich bekam zu Weihnachten einen Karton mit 2000 Teilen, aus denen ich das Motiv noch einmal bauen konnte. Damit bin ich immer noch beschäftigt. Die sanften Schattierungen stellen mich vor eine große Herausforderung. Gehört das Grün zu diesem oder jenem Busch? Ist dieser Stein Mauer oder Haus? Und wieso schließt sich die mühsam zusammengefügte Fläche nicht dort an, wo ich dachte? Wie schnell war dagegen das Bild aus 100 Teilen fertig! Während ich so vor mich hin baue, denke ich: Irgendwie ist unser Leben auch ein Puzzle. Wir hätten es so gern in 100 Teilen, überschaubar und klar. Aber jede Veränderung, jede Begegnung und Beziehung, jeder Wunsch, jeder Fehler und auch eine Pandemie zerlegen es in weitere Teile. Manchmal verschiebt sich das gesamte Bild, und der Überblick geht verloren. Gute Vorlagen gibt es mit Lebensbildern anderer Menschen und Geboten in der Bibel genug, aber wo sind in unserem Leben, in diesen kalten grauen Tagen die Anschlussteile? Beim Blick in das neue Jahr nehme ich mir vor, geduldig weiterzubauen, Stück für Stück. Und darauf zu vertrauen, dass es über uns, in uns, neben uns, unter uns die eine liebende Macht gibt, die als einzige das vollständige Bild kennt und uns jeden Tag liebevoll hilft, die Teile unseres Lebens ineinander zu fügen.

Julia Jünemann, Diakonin, Referentin Frauenarbeit im Kirchenkreis Plön-Segeberg