Und Heilung beginnt

Fast hätten wir uns im Laden nicht erkannt mit den Masken.Als ich mich zu erkennen gebe, freut sie sich sehr. „Wie geht Heilung?“ fragt sie gleich direkt.„Was ist das mit dem Geist von Pfingsten?
Wo ist die Energie zum Leben? Wo die Lebendigkeit?“ Ihr Mann ist in dieser Zeit gestorben. Viele Kontakte hat sie nicht. Verloren und einsam ist sie zurück geblieben. Niemand, der spontan vorbei kommen
konnte. Ganz langsam weicht die Erstarrung. Diese Eiszeit aus Angst vor Ansteckung und vor den nächsten Zahlen, diese lähmend lange Zeit - und immer noch einmal länger warten.
Wie geht Heilung? frage ich zurück. Sie sagt: „Mit dem Rausgehen fängt es an. Man muss die Menschen, die einem begegnen, einfach begrüßen,
Manchmal bleibt jemand stehen und man fängt ein Gespräch an – auf Abstand. Mit dem Spaziergang in der Natur, mit dem Staunen über die Blumen, die Bäume, das Bunte und Grüne.
Mit dem ersten Kaffee wieder an einem kleinen Tisch am Kiosk oder vor der Bäckerei. Man merkt dann, das Leben da draußen geht weiter.“
„Und?“ frage ich, „fühlt man sich dann anders?“ „Ja, man ist dann in einer anderen Stimmung, bewegter und aufgehobener“, meint sie zögerlich. „So geht das mit der Geistkraft“, sage ich leise..
„So kann man sie spüren und erleben. Sie will beflügeln, macht Hoffnung, steckt einen zur Gemeinschaft an“. „Mir fehlen die Umarmungen so“, sagt sie zum Schluss. „Ich bin geimpft“, sage ich. „Ich auch“, sagt sie.
Und wir fallen uns zum erstaunen der Anderen in die Arme. Umarmungen tun gut nach so langer Zeit.
Und Heilung fängt an.

Fanny Dethloff, Pastorin, Pastoralspychologischer Dienst, Preetz