Wachwerden
Immer mehr Stimmen verschweigen. Lebendige Erinnerung versiegt. Die Worte der letzten noch lebenden Zeugen stehen im Schatten des Todes. Wer wird dann noch da sein, der sich mahnend erinnert, an die systematische Ausgrenzung von Juden, ethnischen Gruppen und Andersdenkender und deren millionenfache Ermordung. Die Worte der Zeugen werden weniger, die Worte und Taten von Menschen, die die Zeit der damaligen Brutalität wieder anfangen leben zu wollen, leider mehr. Feindbilder gaukeln „einfache Lösungen“ für gesellschaftliche Probleme, fordern und schüren Radikalismus.
In dieser Woche sind mit dieser Gesinnung 11 Menschen gewaltsam zu Tode gekommen. Menschen, die geliebt wurden, die Freunde und Familie hatten. Doch statt in der Betroffenheit zu verharren, müssen wir wachwerden. Am letzten Sonntag gedachten wir des Propheten Hesekiel, der damals aufgerufen wurde gegen Missstände seine Stimme zu erheben, diesen Sonntag beten wir im Glauben, dass Gott alle Menschen zu Geschwisterlichkeit und zur Nächstenliebe aufruft. Darum lasst uns nicht schweigen. Lasst uns gestärkt durch unseren Glauben dieser Gewalt und dem Radikalismus „NEIN“ sagen und handeln – gebt dem Hass keinen Raum sich zu entfalten!
Karsten Baden-Rühlmann, Pastor Bad Oldesloe