Wie wahr
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.(1. Samuel 16,7)
Wie wahr! Denke ich als erstes zum Satz aus dem biblischen Samuelbuch. Doch mir fallen auch gleich zwei weitere Sätze ein. Den einen kenne ich aus meiner Kindheit: „Der liebe Gott sieht alles!“ Und ich fand die Vorstellung, dass da einer ist, vor dem ich nichts verbergen kann, nicht so gut - immer bin ich durchschaut.
Der andere Satz ist mir später begegnet, er stammt aus „Der kleine Prinz“ von A. de Saint-Exupéry: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentlich ist für die Augen unsichtbar.“
„Mit dem Herzen sehen“ - darunter verstehe ich, sich einfühlen, wahrnehmen, annehmen, verstehen, also sich einlassen auf sein Gegenüber. Und wo das geschieht, sprechen wir von Herzlichkeit.
Das Herz ist also beides zugleich? Sitz des Geheimsten und Wesentlichen und ein Organ, mit dem das Wesentliche erkannt werden kann? Tröstlich ist für mich der Gedanke, dass der, der mich durchschaut und mein Herz erkennt, dass der mich mit seinem Herzen - also herzlich anschaut. So mag ich angeschaut und gesehen werden und ich muss dann auch nichts mehr verbergen.
Und dass Gott unsere Herzen genau anschaut, mit allem, was uns ängstigt und bedrückt, was uns beglückt und erfüllt, was uns umtreibt und sogar besessen sein lässt, daran glaube ich.
Kathrin Schleupner, Pastorin in Lütjenburg