“Man kommt nicht mit sauberen Händen durchs Leben”
Als ich letztens meiner Schlamm verschmierten und bunt bemalten Tochter nach dem Kindergarten die Hände wusch, fiel mir ein Satz eines Kolumnisten einer großen deutschen Wochenzeitung wieder ein. “Man kommt nicht mit sauberen Händen durchs Leben”, schrieb der Mann dort und ich dachte nur schmunzelnd, wie wahr.
Doch eigentlich war der Zusammenhang ein anderer. Denn der Kolumnist sah sich vor die schwere Wahl gestellt, wie er seinem älter werdenden und zunehmend kranken Hund ein würdiges Lebensende verschaffen sollte. Ein nachdenklicher Text mit Tönen, die ich in dieser Form bisher noch nicht von ihm gelesen hatte.
Und auch wir sind manchmal in unserem Leben vor Entscheidungen gestellt, in denen wir neue Töne anschlagen müssen, in denen es nur die Auswahl zwischen schlechten Alternativen zu geben scheint. Dann, wenn wir die Zukunft unserer älter und schwächer werdenden Eltern regeln müssen. Oder wenn wir nach einer schlimmen Pränataldiagnose vor der unendlich schweren Entscheidung stehen, wie es weiter gehen soll.
In diesen Momenten ist klar, dass unsere Hände nicht sauber bleiben können. Aber wir dürfen hoffen, dass es jemanden gibt, der uns den Schlamm von Körper und Kleidung kratzt, so dass wir uns im Spiegel wieder erkennen können. Vielleicht ein klein wenig so, wie der Vater die Tochter nach dem Kindergarten wäscht, damit der Tag dann voller Hoffnung und kindlicher Freude weiter gehen kann: Hinein in die nächste Matschpfütze.
Daniel Kuhl, Pastor, Kirchengemeinde Laboe