„Gehst du zur Rechten, geh ich zur Linken!“

Da sagt Jesus in einer Karikatur unserer Tage: „Wir halten uns an die Empfehlungen des Robert-Koch-Institus“. Er sitzt in dieser Karikatur der berühmten Abendmahlsdarstellung von Leonardo-da-Vinci mittig an der langen Tafel. Aber dort, wo sonst all die Jünger sich beim Abendmahl dicht um ihn drängen, sieht man auf der Karikatur nur zwei Jünger, jeweils – mit gehörigem Abstand – links und rechts am Ende der Tafel.
In Corona-Zeiten – ist es nun allerorts geboten, in jedem Supermarkt und jedem Bankautomaten. Abstand halten – wir gehen mit großem Bogen um uns herum! Das fällt uns schwer, besonders wo wir uns nah sein wollen, an Krankenbetten und in Pflegeheimen, an Geburtstagen und bei Abschieden. Mindestens 2 m Distanzzone, um sich und andere zu schützen. Wir suchen nach Wegen, wie man sich nahe sein kann, auch bei räumlicher Distanz und sind kreativ dabei.
Aber auch das andere kenne ich: In häuslicher Gemeinschaft fällt einem die Decke auf den Kopf. Da kann es mitunter auch durchaus etwas Gutes haben – Abstand zu halten. Sonst fährt man vielleicht wieder mal allzu leicht aus der Haut und direkt dem anderen in den Vorgarten. Das steht schon in der Bibel so.
Abraham jedenfalls und sein Neffe Lot sind in Not. Sie leben ziemlich eng zusammen, und treten sich deswegen unvermeidlich auf die Füße. Es wird sich gestritten. Da erinnert sich Abraham wohl an die Empfehlungen des Robert-Koch-Institus aus der Karikatur und sagt zum Neffen Lot: Wir halten uns an die Empfehlung des Robert-Koch-Instituts: „Gehst du zur Rechten, geh ich zur Linken!“
Und beide gehen auseinander, um sich nicht zu verlieren. Das kann es mitunter auch sein! - Abstand halten, um sich dann nach der Corona-Krise, einem Streit, oder einer Knoten in der Beziehung, wieder anzunähern. Das Weite suchen, um sich wieder zu finden. Das ist ein biblisch erprobtes Prinzip.
Ich freue mich darauf, wenn wir dann irgendwann wieder Abstand vom Abstand nehmen dürfen!
Pastor Günther Suckow, Kirchengemeinde Giekau