Abschied vom Bugenhagenhaus
Bischöfin Nora Steen nimmt Entwidmung vor
Die Rührung war vielen Gottesdienstbesuchern deutlich anzusehen. Beim finalen Entwidmungsgottesdienst am 1. Juni blieb kein Platz im Preetzer Bugenhagenhaus leer und zahlreiche Taschentücher wurden gezückt. Über 60 Jahre lange war an diesem Ort christliche Gemeinschaft in bunter und vielfältiger Art und Weise gelebt worden. Nun fiel Nora Steen, Bischöfin des Sprengels Schleswig und Holstein, die Aufgabe zu, das Gebäude in einem feierlichen Akt als kirchlichen Ort zu entwidmen.
In ihrer Predigt sprach Steen von einem Tag, an dem sowohl Trauer als auch Aufbruchsstimmung gleichermaßen Berechtigung hätten. An diesem Ort seien Jahrzehnte lang Beziehungen und Gemeinschaft ermöglicht worden – miteinander und mit Gott, so die Bischöfin. „Das Bugenhagenhaus hat als Ort fungiert, an dem viel Vertrauen in Menschen gesetzt wurde, in dem viele der heute Anwesenden als Konfirmanden, Brautleute oder Trauernde prägende Momente in ihrer persönlichen Geschichte erlebt haben. Allein schon deshalb sind die Wehmut und der Kummer, die Sie heute spüren angemessen. Denn das sagt etwas über den Wert dessen aus, was hier gewesen ist und gemeinsam erlebt wurde.“ Und dennoch, betonte Nora Steen, habe die Kirchengemeinde mit der Entwidmung zwar eine schmerzhafte, dennoch aber richtige Entscheidung getroffen. „Als Kirche, die bei den Menschen sein will, müssen wir in der heutigen Zeit nachjustieren. Und uns auch von Gebäuden trennen, um unsere Kraft und Kapazitäten den Menschen zu widmen, ist für uns als christliche Gemeinschaft der richtige Weg.“
Erich Faehling, Propst im Kirchenkreis Plön-Segeberg, betonte, dass trotz des Abschiedes heute vor allem die Dankbarkeit im Mittelpunkt stehe. Dankbarkeit für das Erlebte in 60 Jahren voller Zuneigung, Freude und Herzlichkeit. „Diese Dankbarkeit erfüllt heute unsere Herzen. Dankbar nehmen wir Abschied.“ Neben dem Propst und dem Kirchenvorstand der Gemeinde nahm das Preetzer Pfarrteam in Form von Pastorin Yasmin Glatthor, Pastorin Carolin Lilienthal, Pastorin Ute Parra, Pastorin Anke Pfeifer und Pastor Lars Kroglowski teil.
Was genau mit dem Bugenhagenhaus passieren wird, ist derzeit noch nicht final geklärt. Für die Stadt Preetz, die Gebäude und Grundstück gekauft hat, stehen mehrere Szenarien im Raum, Von einer Weiternutzung mit oder ohne Sanierung bis hin zum Komplettabriss ist derzeit alles denkbar. Bürgermeister Tim Brockmann nahm symbolisch aus der Hand von Pastor Kroglowski den Schlüssel entgegen. „Als Stadt gibt uns der Kauf neue Entwicklungsmöglichkeiten“, sagte Brockmann. Ob es künftig für einen Kindergarten-Neubau, als Veranstaltungsort oder für sozialen Wohnraum genutzt wird, darüber muss die Kommunalpolitik in den nächsten Monaten entscheiden. „Aber es ist uns wichtig, das hier auch zukünftig etwas ist, was der gemeinschaftlichen Nutzung in Preetz dient.“