Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

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"Deutschland hat gezeigt, dass es das besser kann"

Propst Dr. Daniel Havemann sprach bei der Demonstration gegen rechte Gewalt am 9. Februar öffentlich in Bad Segeberg. Ein Appell für Demokratie, Offenheit und Mut. Hier seine Rede im Wortlaut:

(Foto: KG Bad Segeberg)

"Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

ich stehe hier für die christlichen Kirchen der Stadt. Vielen Dank, dass Sie heute hier sind! Ich bin begeistert, wie viele wir sind – und wie bunt!

Wir sind auf der Straße für eine bunte Gesellschaft. Heute, am 9. November. Am Tag der Reichsprogromnacht – und am Tag des Mauerfalls. An einem Tag großer Schuld unseres Volkes – und an einem Tag großer Versöhnung.
Wir demonstrieren heute für eine bunte Gesellschaft. Ich bin in der DDR aufgewachsen – in einer Welt, wo alle gleich aussehen sollten. Schon alle Schüler wurden in Uniformen gesteckt – mit gleichem Hemd und gleichem Halstuch. Wer da nicht mitmachte – wie ich damals in meinem buntgestreiften Pullover – der hatte es schwer – den durfte man nicht sehen – der musste ganz nach hinten!

Vor 30 Jahren sind wir auf die Straßen gegangen, weil die Men-schen das nicht mehr wollten. Weil wir eine bunte Welt wollten – ohne Uniformität. Weil wir eine offene Welt wollten– ohne Zäune und Mauern.
Ich weiß, dass heute viele Menschen Angst haben vor einer offenen Gesellschaft – weil man nicht weiß, wie sich diese Welt dann verändert. Wir hatten damals auch Angst. Aber wir hatten noch mehr Mut. Wir wollten das wagen – mit der offenen Welt. Und deshalb gingen wir auf die Straße. Heute vor 30 Jahren fiel die Mauer – weil der Mut größer war als die Angst.

Wissen Sie, was mich bis heute bewegt? Wie unfassbar herzlich wir empfangen wurden! Wir waren immer dann gut, wenn wir andere mit offenen Armen empfangen haben.
Ich weiß, dass vieles andere passiert ist seitdem. Aber anknüpfen müssen wir an das, was uns stark gemacht hat. Deshalb lasst uns demonstrieren an diesem Tag – und lasst uns feiern! Lasst uns ein Land feiern, dass es geschafft hat, Zäune einzureißen. Lasst uns stolz sein auf ein Land, das Fremde als Schwestern und Brüder in die Arme geschlossen hat.

Lasst uns dankbar sein, dass unser Land nach all dem Schrecken, der von ihm ausging, Zeichen der Versöhung in die Welt senden konnte.
Wir brauchen einander – egal, wo wir herkommen. Hier in der Stadt und überall im Land. So verschieden wir glauben, so unterschiedlich wir sind. Eine Einheitsfarbe wird am Ende braun – egal, wie blau sie sich anstreicht. Wer Angst vor anderen Farben schürt, der steuert das Land in die Diktatur. Braun haben wir gehabt, Diktatur haben wir gehabt – und wir sind hier, weil wir das nie wieder haben wollen.

Deutschland hat gezeigt, dass es das besser kann: Heute vor 30 Jahren. Genau so soll unser Land bleiben. Genau so soll unsere Stadt bleiben: offen und bunt.
Vielen Dank!"

(Propst Dr. Daniel Havemann)