Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

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Was uns Kraft gibt...

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da war, und der da ist, und der da kommt. Amen.

Woher kriege ich neue Kraft?
Was stärkt mich in dieser ungewissen Zeit?
Was macht mir Mut?

Ich gestehe: In Woche fünf der corona-bedingten Einschränkungen weiß ich das manchmal auch nicht genau. Das Leben ist langweilig und anstrengend zugleich, macht mich müde. War ich anfangs noch kreativ, frage ich mich jetzt: Was kann ich eigentlich tun in dieser Zeit? Was tut wirklich not, was ist wirklich hilfreich?Einigeln ist keine Option, und doch ist mir oft danach.

Vielleicht ging es den Jüngern Jesu ähnlich. Als Ostern vorbei war, saßen sie hinter verschlossenen Türen. Alles war anders als in den Jahren zuvor; kein Passahfest, wie sie es kannten. Jesus war tot, gekreuzigt, gestorben und begraben, und mit ihm ihre Kraft, ihre Kreativität, ihre Lebensfreude.
Und nun war sein Grab leer.
Auferstanden sei er, hatte Maria Magdalena erzählt, die zum Grab gegangen war und ihn dort nicht gefunden hatte. Doch wie konnte das sein? Da saßen sie nun, seine Weggefährten, nur Thomas fehlte, und Judas natürlich – Schüler waren sie, denen der Lehrer abhandengekommen war.
Homeschooling war nicht möglich, so durcheinander, wie sie waren; rausgehen war nicht möglich, denn sie fürchteten sich vor der Staatsmacht. Wenn sie Jesus gekreuzigt hatten, was würden sie dann mit ihnen tun? Die Türen ihres Hauses hatten sie verschlossen, vorsichtshalber, damit niemand hinein konnte, aber so blieb natürlich auch die Sonnenwärme draußen und die Frühlingsluft.

Vielleicht wagte sich, als es dunkel geworden war, doch noch einer von ihnen hinaus, ging gebückt, hielt Abstand, vermied jeden Kontakt, besorgte das Nötigste, Brot, Früchte und was sie sonst noch brauchten, und huschte schnell ins Haus zurück. Und da saßen sie dann. Wussten nicht, was sie tun sollten, gingen sich gegenseitig auf die Nerven und fühlten sich einsam, abgeschnitten, getrennt von der Welt.
Und da, sie wussten nicht wie,
kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.
Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! (Johannes 20,19-22)

Sie merken es schon: Diese Erzählung spielt in der Zeit vor Corona. Der Mindestabstand ist nicht eingehalten, und jemanden direkt anzupusten würde in diesen Tagen auch niemandem einfallen. Dieses allererste Ostern war ganz anders als Ostern 2020. Und doch haben sie etwas gemeinsam: Sie sind ungewöhnlich.

So wie die Jünger genau wussten, wie das Passahfest normalerweise abläuft, so weiß ich, so wissen wir, wie Ostern normalerweise funktioniert.
Osternacht in der dunklen Kirche mit Chor und Anzünden der neuen Osterkerze, Familiengottesdienst am Sonntagmorgen mit vielen quirligen Kindern, Osterliedern und Ostereiersuchen auf dem Kirchplatz, Familientreffen, Eiersuchen, Osterzopf essen, ins Grüne fahren oder an den Strand oder was immer die eigenen Ostergewohnheiten sind.
In diesem Jahr war das meiste davon nicht erlaubt.
Aus gutem Grund, aber schade war es doch. Viele waren kreativ, haben auf andere Weise gefeiert, anderen eine Freude gemacht – es ist Ostern geworden. So oder so.

Ein reduziertes Ostern, reduziert auf das Wesentliche.
Aber was ist das Wesentliche an Ostern? Das mag für jede*n etwas anderes sein.
Für mich ist das erste Wesentliche das Anzünden der Osterkerze in der dunklen Kirche, der Ruf „Christus ist das Licht!“, der die Botschaft von der Auferstehung in die Welt hinausträgt. 
Und genau das ist für mich das zweite. Diese Botschaft immer wieder zu hören und weiterzusagen, von Fenster zu Fenster zu rufen, zu singen, zu posaunen,
mit Kreide auf die Straße zu schreiben: Frohe Ostern! Er ist auferstanden! 
Und das dritte Wesentliche? Das dritte ist mein jauchzendes Kind, wenn es in unserem Garten ein Osterei nach dem anderen findet und sich über jedes so freut, wie wohl nur Kinder es können.

Friede sei mit euch!, hat Jesus zu den Jüngern gesagt, als er plötzlich vor ihnen stand, in dem Haus, wo sie sich eingeschlossen hatten.
Hat frischen Wind hereingebracht und Licht und Leben, hat es Ostern werden lassen für die Jünger, hat ihnen Kraft gegeben und Mut für die Zeit danach.
Der schöne Ostertag – ihr Menschen, kommt ins Helle! 
Christ, der im Grabe lag, brach heut' aus seiner Zelle, 
heißt es im Wochenlied für diesen ersten Sonntag nach Ostern. Ein Mutmach-Lied.
Bleibt nicht zu Hause hocken, sondern reißt Fenster und Türen auf, reckt eure Nasen ins Licht, denn hier draußen ist Leben – mit allem Abstand und allen Einschränkungen, mit allem, was anstrengend ist und nervt und Angst macht; das Leben ist hier, irgendwann wird es besser werden, und eure Kraft wird reichen für das, was kommt.
Denn Auferstehung geschieht nicht nur an Ostern, sie geschieht immer wieder im Alltag.

Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?
Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; 
seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt, 
so hat es Jesaja gesagt, lange vor dem ersten Osterfest, zum Volk Israel, dem Volk Gottes, das seit vielen Jahren im Exil lebte, ohne viel Hoffnung, dass sich das irgendwann ändern würde.
Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?
Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
(Jesaja 40,26-31)

Darauf vertraue ich. Trotzdem.
Und sage die Osterbotschaft weiter; von Fenster zu Fenster, von Telefon zu Telefon, von Computer zu Computer, von Mensch zu Mensch. Das gibt mir Kraft. Ebenso wie die Musik. Meine Lieblingsversion des Wochenliedes "Der schöne Ostertag" kommt aus England, so wie das Lied selbst ursprünglich auch.
Hören Sie doch gleich mal rein.
Die Texte, den deutschen und den englischen, finden Sie beim Homepage-Gottesdienst
.Bleiben Sie behütet!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.
Amen.

(Dr. Anne Smets, Pastorin in Wahlstedt)

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