Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

Hinweis zu Cookies

Wenn "Ort merken" aktiviert ist, wird Ihr Standort in einem Cookie in Ihrem Browser gespeichert. Dies dient ausschließlich dazu, damit Sie Ihren Standort bei der nächsten Suche nicht erneut eingeben oder ermitteln lassen müssen. Sie können den Cookie ganz einfach löschen, indem Sie das Feld "Ort merken" deaktivieren, bzw. "Standort löschen" anklicken.

Lesen Sie zum Thema Cookies auf unserer Website auch unsere Datenschutzerklärung.

Gedanken zur Lesung

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zu dir zurück, gehört es dir – für immer.“
Diesen Spruch des Konfuzius kennt wohl fast jede*r. Besonders, wenn das erste Mal mit einem Schluss gemacht wird, werden die Worte des alten chinesischen Philosophen gerne bemüht. Die Aussageabsicht ist deutlich: „Du kannst niemanden zwingen, bei dir zu bleiben. Die Person muss freien Stücken an deiner Seite sein wollen.“
Früher als Teenagerin fand ich diesen Spruch für Trennungssituationen sehr passend. Heute störe ich mich etwas daran, wenn er in diesem Zusammenhang benutzt wird. Der zweite Teil „Kommt es zu dir zurück, gehört es dir – für immer“ ist mir nicht angenehm. Ich will ja gar nicht, dass mir die Person, die ich liebe, gehört. Das widerspricht doch dem ersten Teil des Spruches „Was du liebst, lass frei“, oder nicht? In einer Beziehung muss es jederzeit die Möglichkeit geben, zu gehen. Keiner gehört dem anderen – und schon gar nicht für immer. Auch in anderen Beziehungsformen (z.B. zwischen Kindern und Eltern) ist niemand des Anderen Eigentum.
Wir gehören niemandem, aber wir gehören zu jemandem. Und das bedeutet, dass wir in all unserer Freiheit angewiesen auf andere sind – vor allem auf deren Zuneigung, Liebe und Verständnis. Angewiesen auf andere, die uns liebevoll anschauen und es ehrlich gut mit uns meinen, bleiben wir in der Tat für immer - von der Wiege bis zur Bahre und darüber hinaus. Und wir sind gerade dann besonders darauf angewiesen, wenn wir uns selbst nicht mögen oder wissen, dass wir einen Fehler gemacht haben. Wie gut tut es dann zu wissen, dass wir trotzdem geliebt sind! Noch heute klingen mir die Worte meiner Mutter im Ohr und stärken mir den Rücken: „Du kannst immer zu mir kommen. Egal, was passiert! Es gibt nichts, was mich dazu bringen könnte, dich nicht mehr zu lieben.“ Das sind Worte, die bedingungslose Liebe zusagen.

In dem Gleichnis vom verlorenen Sohn geht es auch um Angewiesensein und bedingungslose Liebe. Als Jesu Gegner ihn verurteilen, weil er sich mit Zöllnern und Sündern umgibt, die damals gesellschaftlich sehr geächtet wurden, setzt er der Kritik diese Geschichte als Antwort entgegen. Seine Absicht ist es, deutlich zu machen, dass Gott auch diejenigen liebt, die vom rechten Weg abgekommen sind. Gerade sie sind darauf angewiesen, eine zweite Chance zu bekommen. Wie der Vater in der Geschichte lässt Gott ihnen die Wahl, was sie mit ihrer Freiheit anfangen wollen, hofft darauf, dass sie zu ihm zurückkehren, nimmt sie in Empfang und feiert ihre Rückkehr, anstatt zornig auf sie zu sein. Wichtig ist nur, dass sie den Weg zu ihm zurück finden. Für die Zöllner und Sünder im Lukasevangelium ist dieser Weg, ihre Fehltritte zu erkennen, daraufhin Jesus zuzuhören, ihre Herzen für seine Botschaft zu öffnen, und einen Neuanfang zu machen. Doch – wie bei dem zuhause gebliebenem Sohn – löst diese anscheinend so einfach errungene Vergebung bei denen, die scheinbar immer alles richtig gemacht haben, einigen Unmut aus. Warum wird es dem verlorenen Sohn so leicht gemacht? Wieso bekommt er ein Fest und keine Strafe?

Vielleicht, weil er schon längst gestraft genug ist... Dem Vater fern gewesen zu sein, zu merken, was es mit ihm gemacht hat, sich abgewandt zu haben, und die Reue darüber, sich selbst in diese Lage begeben zu haben, läutern den verlorenen Sohn gewiss viel mehr als ein zorniger und strafender Vater. Die Ferne zum Vater ist die Verfehlung und die Strafe zugleich, die sich der Sohn selbst zugefügt hat. Zum Schluss erkennt der Sohn, wie angewiesen er auf die Liebe seines Vaters ist. Was wäre wohl mit ihm passiert, wenn er den Heimweg nicht angetreten wäre? Aber er kehrt um und das ist die Rettung aus seiner Misere. Nichts, was er getan hat, hat die Liebe des Vaters zu ihm zerstört. Er konnte sie nur nicht mehr spüren, als er sich entschloss, sich vom Vater abzuwenden. Er hat seinem Vater nie gehört, aber er hat gemerkt, dass er zu ihm gehört. Er ist angewiesen auf ihn, aber das ist gar nichts Schlechtes! Vermutlich macht diese Erkenntnis den heimgekehrten Sohn viel freier als der anfängliche Auszug von Zuhause.

„Du kannst immer zu mir kommen. Egal, was passiert! Es gibt nichts, was mich dazu bringen könnte, dich nicht mehr zu lieben.“ Diese Zusage klingt aus den Zeilen des biblischen Gleichnisses vom verlorenen Sohn. Wir gehören Gott nicht, aber wir gehören zu ihm, wie der verlorene Sohn zu seinem Vater. Wir sind angewiesen darauf, dass er uns liebevoll ansieht, mit all unseren hellen und mit all unseren dunklen Seiten. Darauf, dass er das tut, dürfen wir vertrauen.
Amen.

(Angela Jahn, Pastorin im Kirchspiel "Großer Plöner See")

Zurück zum Homepage-Gottesdienst


Copyright Bilder: Belinda Fewings/unsplash.com