Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

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Predigt, zum 5. Juli

Gedanken über das Beten

I.
Die ersten Christen werden verfolgt. Mit Gewalt geht Herodes gegen die vor, die sich zu diesem Jesus bekennen, gegen die, die glauben, mit ihm sei Gott in die Welt gekommen, gegen die, die glauben, er sei von den Toten auferstanden und lebt.
Die ersten Christen werden verfolgt. Und nicht nur das: Sie werden hingerichtet.
Herodes hat Jakobus gefangen genommen und lässt ihn umbringen: Mit dem Schwert wird er ermordet.
Die christliche Gemeinde ist schockiert, das Volk aber jubelt. Herodes merkt: sein Ansehen im Volk wächst, wenn er die Christen verfolgt. Und so macht er weiter.
Er nimmt auch Petrus gefangen, auch ihn will er hinrichten lassen. Aber er wartet auf den richtigen Zeitpunkt: Petrus Tod muss inszeniert werden, alle sollen es sehen. Das Passafest steht kurz bevor, die Menschen strömen nach Jerusalem.
So sperrt Herodes Petrus erstmal weg. Sechzehn Soldaten sind es, die Petrus bewachen. Er liegt in schweren Ketten: Seine Hände sind gefesselt, er ist an den Soldaten festgebunden. Kein Entrinnen.

Während Petrus nun streng bewacht im Gefängnis saß, betete die Gemeinde intensiv für ihn zu Gott.

Die christliche Gemeinde betet unaufhörlich für Petrus, aber sie haben keine Hoffnung auf Rettung. Jakobus haben sie schon verloren, morgen wird Petrus sterben.
Und dann, mitten in der Nacht, als Petrus zwischen den Wachen schläft, da passiert es: Der Engel Gottes rettet ihn. Hell erstrahlt die dunkle Zelle, leicht fallen die Ketten von Petrus ab, mühelos öffnen sich die Türen und er ist frei.
Kaum zu glauben. Ein Wunder.

II.
Kaum zu glauben. Petrus wird gerettet. Obwohl alles dagegen spricht: die vielen Wachen, die schweren Ketten, die dicken Eisentüren, der Tod des Jakobus.
Kaum zu glauben.
Und Petrus selbst glaubt es auch nicht: Der Engel erhellt die Zelle, weckt ihn aus seinem Schlaf, gibt ihm Anweisungen: „Steh auf! Zieh deine Schuhe an! Komm mit!“
Petrus tut zwar, was der Engel sagt und folgt ihm. Aber er glaubt nicht, dass das, was er da gerade erlebt, wirklich passiert. Er glaubt, er hat eine Vision, er glaubt, er träumt.
Denn: eine Rettung ist unmöglich.
Erst als er in Freiheit ist, als der Engel verschwindet, da versteht Petrus: Gott hat mich tatsächlich gerettet. Ein Wunder! Kaum zu glauben.
Auch die Gemeinde glaubt nicht an eine Rettung.
Petrus läuft zum Haus von Maria. Dort ist die Gemeinde versammelt und betet, für Petrus, für die anderen Verfolgten. Petrus klopft und ruft: „Ich bin es! Öffnet mir die Tür.“
Die Magd erkennt seine Stimme und ist außer sich vor Freude. Ganz verwirrt, vergisst sie, Petrus die Tür zu öffnen. Sie läuft zu den anderen und ruft: „Petrus steht vor der Tür! Er ist frei!“
„Du hast wohl den Verstand verloren!“, sagen die anderen. Sie glauben ihr nicht.
Petrus steht immer noch vor der Tür. Gerade haben sich ihm die schweren Eisentore geöffnet, ist er den Wachen entkommen und nun steht er vor der kleinen Holztür seiner Freunde und kommt nicht ins Haus.
Aber die Magd lässt nicht locker und als sie die Tür öffnen und Petrus sehen, da ist die Freude groß. Und das Staunen.
Kaum zu glauben, ein Wunder.

III.
Während Petrus nun streng bewacht im Gefängnis saß, betete die Gemeinde intensiv für ihn zu Gott.

Petrus glaubt nicht an eine Rettung. Er sitzt zwischen den Wachen und schläft. Die Gemeinde glaubt nicht an eine Rettung. Alles spricht dagegen: die vielen Wachen, die schweren Ketten, die dicken Eisentüren, der Tod des Jakobus.
Und trotzdem: sie beten. Sie beten für Petrus zu Gott.
Sie wissen: Wir können ihn nicht befreien. Aber sie beten.
Sie wissen: Wir konnten auch Jakobus nicht retten. Aber sie beten.
Sie wissen: Jeder von uns kann der Nächste sein. Aber sie beten.
Warum tun sie das? Trotzdem?

IV.
„Ich weiß, dass du mich immer erhörst,“ sagt Jesus zu Gott bevor er Lazarus vor aller Augen von den Toten auferweckt.
Jesus betet in der Gewissheit, gehört zu werden. Er betet in der Gewissheit, dass da Jemand ist, der sich ansprechen lässt und sich angesprochen fühlt, dass da Jemand ist, der die Macht hat über Leben und Tod.
Mit dieser Gewissheit betet Jesus auch, als er in Gethsemane kniet, zitternd und voller Angst: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“
In dieser Gewissheit gibt er sich hin: „Dein Wille geschehe“.
In dieser Gewissheit schreit er zweifelnd am Kreuz: „Warum hast du mich verlassen?“
Jesus betet, weil er weiß, dass er gehört wird. Jesus betet, weil er weiß, dass es kein Entrinnen gibt. Gott nimmt den bitteren Kelch nicht von ihm. Jesus weiß das. Er kämpft, mit sich, mit seiner Angst, mit seinem Vertrauen, mit Gott.
Er weiß, dass er sterben wird. Aber er betet. Trotzdem.

V.
Während Petrus nun streng bewacht im Gefängnis saß, betete die Gemeinde intensiv für ihn zu Gott.

Petrus, die Gemeinde, Jesus, wir.
Wir beten für die Menschen in Krieg und Verfolgung. Wir beten für die Hungernden und die Unterdrückten. Wir beten für die Kranken und die Sterbenden. Und doch: werden Menschen überall auf der Welt verfolgt und ermordet, leiden Menschen Hunger und werden unterdrückt, werden Menschen, die wir lieben, werden wir selbst, krank.
Manchmal finden wir uns machtlos in unserer Welt, in unserem eigenen Leben. Manchmal finden wir keinen Sinn in dem, was uns und anderen widerfährt. Manchmal zweifeln wir an Gott und seiner Gerechtigkeit.
Das trennt uns von ihm.

Aber wenn wir beten, dann bleiben wir bei ihm. Und er bei uns. Wir können Gott nicht unseren Willen aufzwingen.
Aber wir können ihm begegnen: wütend, hoffnungsvoll, ängstlich, dankbar.

„Ich weiß, dass du mich immer erhörst“, so betet Jesus.
Und so beten auch wir. In der Gewissheit, dass Gott da ist, dass er sich ansprechen lässt und sich angesprochen fühlt.
Unser Gebet, es ist unser „Aber“ zu Gott, es ist unser „Trotzdem“ zur Welt, es ist unser Widerstand gegen unsere Zweifel und unsere Angst, gegen unsere Vernunft und unsern Verstand. Unser Gebet, es ist unser Widerstand gegen uns selbst.

Kaum zu glauben. Auch wenn alles dagegen spricht:
Wo ich gefangen bin in Verzweiflung und Wut, da habe ich die Freiheit zu klagen.
Wo ich gefangen bin in Angst und Schmerz, da habe ich die Freiheit zu hoffen.
Wo ich gefangen bin in Ungerechtigkeit und Leid, da habe ich die Freiheit zu träumen.
Gegen all meine Vernunft und gegen all meinen Verstand.
Trotzdem.

Wo meine Hände gefesselt sind, da habe ich die Freiheit, sie zu falten.
Da habe ich die Freiheit zu vertrauen auf den Gott, der zu uns sagt: Wer an mich glaubt, der wird leben.
Amen.

(Donata Cremonese, Pastorin in der Kirchengemeinde Segeberg)

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