Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

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Segen heißt bezeichnet werden

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater und dem Herrn, Jesus Christus. Amen.

Der Lebensweg ist ein Segensweg. Von Anfang an.
Gott begleite dich auf deinen Wegen.
Gott stärke dich durch den Heiligen Geist und bewahre dich zum ewigen Leben.
Friede sei mit dir.
Diesen Segen bekommen Täuflinge mit auf den Weg, die Stirn noch nass vom Taufwasser, darauf die Hand gelegt: Gott segne dich dein ganzes Leben lang und darüber hinaus. Viele Taufeltern sagen: Es ist uns wichtig, dass unser Kind einen Segen für sein Leben bekommt. Deshalb sind wir hier und lassen wir es taufen.

An meinen eigenen Taufsegen kann ich mich natürlich nicht erinnern, wohl aber an den Segen bei meiner Konfirmation. In feinen Kleidern, kniend auf einem Kissen vor dem Altar, neben den Freundinnen, und wieder mit aufgelegter Hand: Schutz und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem Guten. Dieser Segen, dieses Fest hat mich gestärkt, das weiß ich noch, auf dem Weg durch die Teenagerjahre, hinein in ein Leben jenseits des behüteten Kleinstadthorizontes.

Segen liegt auf der Schwelle, auf dem Übergang in ein neues Leben. Vom Kindergartenkind zum Schulkind, vom Jugendlichen zum Erwachsenen, vom Liebespaar zum Ehepaar – dort, wo Menschen Neuland betreten.
Neuland, das verheißungsvoll ist und hell und weit, aber eben unbekannt, und dadurch Respekt einflößt und bei aller Vorfreude auch unsicher macht.

Deshalb der Segen, die Zusage Gottes: Ich bin da.
Denn das bedeutet der Name, Adonaj ausgesprochen, mit dem sich Gott seinem Volk vorgestellt hat: Ich werde da sein. Ihr seid nicht allein, was auch immer euch auf eurem Weg durch das Leben passiert. Ich stärke euch und ich helfe euch.

Auch Gottes Volk, die Israeliten standen auf der Schwelle. Sie waren auf dem Weg hinaus aus der Sklaverei
in ein neues, verheißungsvolles Land, wo sie in Frieden und Freiheit leben wollten, das ihnen aber völlig unbekannt war. Viele Jahre waren sie schon unterwegs. Und nun standen sie mitten in der Wüste unten am Gottesberg und warteten auf Mose, der oben auf dem Berg Gottes Gebote entgegen nahm. Nicht nur die zehn, sondern viele hundert, die ihr Zusammenleben im Alltag regeln sollten und den Gottesdienst in allen seinen Details – fast so kleinschrittig wie die Hygienekonzepte, die wir aufgestellt haben, um in diesen Tagen in unseren Kirchen Gottesdienst feiern zu dürfen.

Aber der Kern des Ganzen steckt im Gottesnamen. Adonaj – im Deutschen oft mit DER HERR übersetzt – Ich werde da sein. Nicht nur auf der Schwelle, nicht nur bei den Lebenswenden, sondern immer, an jedem Tag. Daran soll der Segen erinnern.

So wird es im 4. Buch Mose erzählt: Und DER HERR redete mit Mose und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
DER HERR segne dich und behüte dich;
DER HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
DER HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.
(4. Mose 6,22-27)

Es ist ein Alltags-Segen, den Gott Mose mit auf den Weg gibt, zusammen mit dem Auftrag: Segnet mein Volk!
Immer, wenn ihr zusammenkommt und Gottesdienst feiert, sollt ihr meinen Namen auf die Menschen legen, damit sie nicht vergessen: Ich bin da.

Sagt zu ihnen: Gott segne dich und behüte dich.
Gott gebe dir Lebenskraft und beschütze und bewahre dich, in einer Welt, die gerade aus den Fugen gerät, in der Existenzen und Leben bedroht sind, in der Menschen sich verführen lassen von einfachen Erklärungen und falschen Informationen, von Hass und Rassismus, und dem Leben Schaden zufügen. Gerade jetzt gilt: Ich bin da.

Gott lasse sein Angesicht über dir leuchten.
Er soll sich dir freundlich zuwenden, dich anlächeln und anstrahlen, so dass du fast automatisch froh wirst. Er soll sichtbar machen, welches Leid dir zugefügt wird, und auch in deine dunklen Ecken leuchten, die du lieber versteckst – aber mit dem Blick der Liebe, so dass du dich traust, dort hinzuschauen: Auf deine Schmerzen und Schwächen, auf die Fehler, die du machst und auf das Leid, das du verursachst, ohne es zu wollen. Denn auch dann wird sich Gott nicht von dir abwenden, im Gegenteil:

Gott erhebe sein Angesicht auf dich.
Er wird dir vergeben, wird dich mit Liebe anschauen und dich stärken, wird dir Kraft zum Leben geben
und Kraft, um umzukehren, wenn es nötig ist, und weiterzugehen. Und, das ist das Ziel allen Segens:

Gott gebe dir Frieden,
dass du in Frieden leben kannst, mit dir selbst und mit den Menschen, mit denen du zusammenlebst, mit den Menschen hier im Land und in deiner Nachbarschaft, mit denen, die anstrengend sind in dieser schwierigen Zeit, und mit denen, die anders sind als du selbst. Sie alle sind genauso gesegnet.
Gott leite deine Schritte auf dem Weg, der zum Frieden für alle Welt führt. Denn Frieden ist das Ziel und der Weg und die Zukunft. Eine Welt, in der jeder und jede genug zum Leben hat. In der Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet werden und Soldatenhelme zu Kochtöpfen umfunktioniert, in der Freudentränen vergossen werden statt Tränengas, in der der amerikanische Präsident seine Bibel aufschlägt, statt sie in die Kamera zu halten, und darin liest und sich gewaltig wundert.
Eine Welt, in der der weiße Polizist dem schwarzen Passanten die Tür aufhält und die norddeutsche Hausfrau von ihrer eritreischen Nachbarin lernt, wie man dieses besondere Fladenbrot backt, das in Eritrea bei keinem Essen fehlt.
Eine Welt, in der Menschen kreativ werden, inspiriert von Gottes pfingstlichem Geist, und sich begegnen mit all ihren Unterschieden, miteinander reden und lachen und diskutieren, notfalls mit Händen und Füßen als Gesegnete und von Gott Begabte.

Gesegnet werden – das heißt bezeichnet werden. Nichts anderes bedeutet das lateinische signare. Christinnen und Christen segnen einander mit dem Kreuzzeichen, sie zeichnen es in die Luft, auf die Stirn oder in die Hand – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, im Namen des dreieinigen Gottes, der die Nähe zu uns Menschen sucht, der Ich-bin-da, der Menschgewordene, die Geistkraft. Christinnen und Christen legen sich gegenseitig die Hände auf, und es wird spürbar: Gottes Name ist auf dich gelegt. Du gehörst zu Gott und Gott zu dir. Und Gott wird bei dir sein.

In Zeiten von Corona tun Christinnen und Christen allerdings nichts von alledem. Trotzdem gilt Gottes Segen, die gesprochenen guten Worte, voll und ganz. Denn es ist immer Gott, der segnet. Deswegen gehört der Segen auch nicht nur in die Münder und Hände von Priestern und Pastorinnen. Sondern wenn wir glauben, dass Gottes Segen einen Unterschied macht, dann braucht die Welt weit mehr und weitaus öfter Segen als nur am Sonntagmorgen und auf den Schwellen des Lebens.

Und Menschen segnen: Beim Innehalten vor dem Essen am gedeckten Tisch, wenn ein frisches Brot angeschnitten wird und mit dem Messer ein Kreuz hineingeritzt, beim Geburtstagsständchen „Viel Glück und viel Segen“ oder beim Abschiedsgruß am Telefon: Bleib gesund und behütet! Sie geben die Zusage Gottes weiter: Ich bin da und ich werde da sein.
Für euch.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen

(Pastorin Dr. Anne Smets, Kirchengemeinde Wahlstedt)

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