Das Leben gewinnt
Mein Gott, warum hast Du mich verlassen. Das ist eine Momentaufnahme von Jesus am Kreuz. Selbst das Kind zweifelt in dieser dunklen Stunde am eigenen Vater.
Dieser Zweifel ist menschlich. Angst darf sein. Ich glaube, diese Geschichte steht in der Bibel, um zu zeigen, dass Gott ehrlich ist und es ernst meint. Da wird kein heimlicher Prinz am Übel der Welt vorbei auf einen Thron gesetzt und anschließend fein angebetet. Da geht einer denselben Weg in den Tod, wie jede und jeder von uns.
Aber dann wendet sich das Blatt. Der Tod wird nicht zur Grube, sondern zur Tür. Der Anfang folgt dem Ende. Die Hoffnung ist der nächste Schritt. Das Leben gewinnt. Das muss man uns sagen. Von selbst kämen wir nicht darauf. Wir sind sehr gefangen im Jetzt und Hier. Das ist ok, wo es uns hilft, jetzt Verantwortung zu übernehmen. Und es ist gut, denn hier sollen wir das Leben schätzen, schützen und genießen. Aber wenn die Angst kommt, sollen wir immer noch wissen, wer da ist.
Und der ist da, der die Tür kennt, die vom Tod ins Leben führt. So sollen wir Halt behalten und nicht verloren gehen.
Propst Erich Faehling