Friedenstaube

Ich stehe in meiner Küche. Vor mir das Geschirr, das sich im Laufe des Tages angesammelt hat. Ein aufgetürmter Berg.
In meinen Gedanken türmen sich Informationen unzähliger Push-Nachrichten meines Smartphones, tagsüber in regelmäßigen Abständen eingegangen. Aus Säbelklappern wurden Panzerrollen und detonierende Bomben. Europa nicht mehr wie es war. Unfassbar. Während ich hier stehe, bangen andere um ihr Leben in U-Bahnschächten, in Panzern, auf der Flucht.
Während ich Kaffeereste von Tassen wasche, hinterlässt der Krieg bleibende Spuren im Leben von Menschen. Bleiben die Spuren der Nachrichten in meinem Magen als dumpfes Gefühl von Ohnmacht.
„O Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens...“ Ich erinnere die Worte des alten Gebets (Franz von Assisi, EG 825).
„Lasst uns beten, singen, klagen, bitten, aber auch helfen, wo Hilfe benötigt wird,“ postet eine Freundin. Darunter ist ein Bild zu sehen:
Eine Taube mit einem grünen Zweig im Schnabel - Symbol für Frieden.
Ich stelle mir vor, wie sie mit sanfter Macht ihre Flügel ausbreitet, fliegt, und ich halte mich fest an der Hoffnung, diese Taube sei längst unterwegs.
Pastorin Lea Thermann, Kirchengemeinde Schönberg