Vollkommene Kissenschlacht
„Und jetzt werft das Kissen von rechts nach links“, sagt unsere Kursleiterin. Ich seufze und rolle innerlich mit den Augen, während ich ein buntes Kirschkernkissen von der einen in die andere Hand werfe. Dann werden wir in 2erGuppen eingeteilt und sollen unserm Gegenüber ohne Absprache unser Kissen zuwerfen und das entgegenkommende fangen. Das klappt schnell ziemlich gut mit meinem Gegenüber. Nach und nach ist im ganzen Raum das Knistern fliegender und gefangener Kirschkerne zu hören. Als nächstes stehen wir als Gruppe im Kreis. Die Aufgabe: Jeder wirft nach rechts und fängt mit links, der Blick bleibt gerade. Wenn ein Kissen runterfällt, halten alle an. Das klappt erst mal überhaupt nicht. Allmählich jedoch kommen wir in einen Rhythmus, stellen uns aufeinander ein. Es fallen immer weniger Kissen, wir schaffen einige Runden im stillen Einklang. Ich ahne, was diese Übung kann: Ich will, dass mein Gegenüber das Kissen fängt, dass alle im Kreis alle Kissen fangen, ich stelle mich auf sie ein. Und zugleich kann ich das nur, wenn ich auf mich selbst achte. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn die Welt so funktionierte: Dass alle innehalten, wenn einer fällt. Dass alle darauf achten, dass niemand kaputt geht. Wie anstrengend das sein muss. Und wie vollkommen.
Donata Cremonese, Pastorin in der Kirchengemeinde Segeberg