Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

Hinweis zu Cookies

Wenn "Ort merken" aktiviert ist, wird Ihr Standort in einem Cookie in Ihrem Browser gespeichert. Dies dient ausschließlich dazu, damit Sie Ihren Standort bei der nächsten Suche nicht erneut eingeben oder ermitteln lassen müssen. Sie können den Cookie ganz einfach löschen, indem Sie das Feld "Ort merken" deaktivieren, bzw. "Standort löschen" anklicken.

Lesen Sie zum Thema Cookies auf unserer Website auch unsere Datenschutzerklärung.

Innenansicht - Folge 2: Im Gespräch mit Peter Wiegner

Präses der Kirchenkreis-Synode gibt nach 18 Jahren Vorsitz ab. Am vergangenen Freitag erst hat Peter Wiegner sein Ehrenamt des Präses der Kirchenkreis-Synode abgegeben. Im Gespräch mit Micaela Morgenthum erzählt er von der Zeit als Präses, über Motivation und Leidenschaft für das Ehrenamt; gibt Einblicke in sein Privatleben und zieht ein erstes Fazit.

Lieber Peter Wiegner, darf ich gleich mit der Tür ins Haus fallen? Was machen Sie eigentlich? Genauer, was macht eigentlich ein Präses der Kirchenkreis-Synode?

Ihre Fragen machen mir Spaß. Der Präses der Kirchenkreissynode repräsentiert in der Öffentlichkeit, bei Veranstaltungen, Jubiläen, Empfängen oder in Kirchengemeinden.
Ich stehe für die große Gruppe der Ehrenamtlichen und Kirchenglieder, heiße neue Pastores in der Synode willkommen und verabschiede sie.
Als Präses vertrete ich den Kirchenkreis auch auf der landeskirchlichen Ebene, beispielsweise bei Tagungen.
Ich bin außerdem als beratendes Mitglied bei allen Kirchenkreisratssitzungen und Finanzausschusssitzungen dabei. Über die anstehenden Herausforderungen und zur Diskussion stehenden Themen möchte ich gut informiert sein.
Die anstehenden Termine und damit verbundenen Aufgaben stellen keine Belastung dar, im Gegenteil, mit dem Ruhestand haben sich Freiräume eröffnet und mit dem Alter wachsen die inneren Freiräume.

Gibt es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Fazit, dass Sie ziehen können?

Nun, ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Aufgabe wahrnehmen konnte. Sie hat mir überwiegend große Freude bereitet. Die Verantwortung habe ich gern übernommen. Ich bin froh und dankbar dafür, dass ich die Kirchenkreis-Fusion mitgestalten durfte.
Die Fusion der Kirchenkreise Plön und Segeberg ist in der Rückschau und verglichen mit anderen Kirchenkreisen doch friedlich und harmonisch verlaufen. Wir haben das Miteinander gesucht und leben es. Dazu beigetragen hat sicherlich die vorausgegangene Fusion der Verwaltung.

Woran erinnern Sie sich besonders gern? Woran lieber nicht?

Im Lauf der Zeit habe ich fast alle Kirchengemeinden kennen gelernt. Vor Ort habe ich viele sehr engagierte Menschen getroffen. Ihre Beteiligung, ihr Engagement in den Ortsgemeinden ist beeindruckend.
Ich habe das Jubiläumsjahr 2017 als sehr bewegend in Erinnerung. Für die große Bibelausstellung habe ich viele Menschen besucht, die uns ihre Bibel dafür gern zur Verfügung gestellt haben.
Dazu vertrauten unzählige von ihnen uns ihre sehr persönlichen Geschichten an. Das war schon etwas besonders.

Als schwierigstes Jahr in diesem Amt bleibt wohl 2020 in Erinnerung mit der Debatte rund um den Verwaltungsneubau.

Was macht der Mensch Peter Wiegner? Woraus hat er all die Jahre die Kraft gezogen?

Meine Frau und ich haben sieben Enkelkinder und sechs (Schwieger-) Kinder. Wir genießen jede freie Minute mit ihnen, besuchen sie so oft wie möglich und reisen viel und gern gemeinsam.
Wir fühlen uns alle innig miteinander verbunden. Ich schreibe nun an meinen Lebenserinnerungen für diese „Bagage“.
Gemeinsam mit meiner Frau möchte ich noch ein paar schöne Plätze in Europa besuchen, und natürlich gärtnern wir beide weiterhin mit Leidenschaft.
Woraus schöpfe ich die Kraft? Ich vermute durch das Vorbild meines Vaters. Mein Vater war preußischer Berufsoffizier mit sauberer preußischer Gesinnung – und ich wurde im guten Sinne erzogen.
Das heißt, wenn ich in einer Gesellschaft lebe, ein Teil dieser bin, dann soll und will ich Verantwortung übernehmen und tragen!
Mein Bedürfnis, Verantwortung zu übernehmen, war immer da.
Allerdings! Ich habe nur Aufgaben übernommen, die mir liegen, nie etwas anderes, nie eine Last, die nach unten drückt. Die übernommenen Aufgaben müssen im besten Fall Zufriedenheit vermitteln, sie müssen Freude machen. Getragen hat mich dabei immer meine optimistische Grundhaltung.
Ich habe mit meiner Frau über anstehende Aufgaben, die man immer an mich herangetragen hat, gesprochen. Sie hat, sobald ich eine neue Aufgabe übernommen habe, voll hinter mir gestanden. Allerdings hat sie auch die Hauptlast in der Kindererziehung getragen. Manche Entwicklung meiner Kinder habe ich verpasst. Das hole ich jetzt nach.
Mich hat immer auch der Glaube getragen, begleitet, beschützt. Beispielsweise habe ich große Fahrradtouren – für 80 Kinder – organisiert und mitgemacht. Wir sind immer heil zurück nach Hause gekommen. Heute würde das kein Mensch mehr in diesem Umfang tun.
Ich bin gesegnet mit einer guten Gesundheit und das viele Unterwegsein war so möglich. Im vergangenen Jahr wurden wir „gezwungen“ die private Zweisamkeit neu zu entdecken und zu leben. Das war gut so.

Gibt es oder gab es Quellen der Inspiration im Laufe der Jahrzehnte?

Ich wurde in eine Familie geboren, die nach außen lebte. Kommunikation mit anderen wurde großgeschrieben. Die Inspiration lag für mich immer in Gesprächen.
Daraus schöpfe ich, sie bringen mich zum Nachdenken und dann ins Handeln. Andere haben an bestimmten Weichenstellungen in meinen Leben gesagt: Setz dich mal auf dieses oder jenes Gleis. Und wenn ich mich entschieden hatte, habe ich versucht, es gut machen.
Der Startschuss zu meinem ehrenamtlichen Engagement in der Kirche fiel 1973 mit der Taufe unseres Jungen. Davor habe ich den Kontakt zur Kirche durch Gottesdienstbesuche gehalten.
Bis heute in Erinnerung ist mir Bischof Hanns Lilje, auch die Schriften von Bonhoeffer oder die Begegnung mit Propst Sontag. Vieles kommt aus mir selbst heraus, ist gepaart mit Lebenserfahrung, und inzwischen bin ich altersmilde geworden.

Wohin geht die Reise? Welche Hoffnung hegen Sie für die Zukunft der Kirche?

Was suchen wir? Liebe, Zuwendung, Zugehörigkeit und Verständnis – und das in kirchlicher Gemeinschaft. Eine Hoffnung habe ich, dass das mit den neu entstehenden Kirchspielen möglich wird. Wir brauchen eine lebendigere Kirche, eine spontanere.
Eine „Beamtenkirche“ wie im Moment hält Menschen, vor allem junge, auf Abstand.

Hintergrund
Peter Wiegner (80) begann mit seinem ehrenamtlichen Engagement Anfang der 70er Jahre. Nach Eheschließung und Familiengründung, mit dem Entschluss, für die Familie eine neue Heimat zu finden, ließ man sich in Schlesen nieder.
Vor dem Hintergrund der Erfahrung jeweils Flüchtlingskind aus dem ehemaligen Sudetenland und Sachsen zu sein, richten Angelika (geb. Freiin von Liebieg) und Peter Wiegner sich und ihren drei Kindern ein neues Zuhause in Schlesen und der Kirchengemeinde Selent ein. Der studierte Landwirt startet seine Laufbahn als Referent für Qualität – und Absatzförderung in der Landwirtschaftskammer Schleswig- Holstein. Bei der Kommunalwahl 1974 wird Peter Wiegner direkt in die Gemeindevertretung Schlesen und in den Plöner Kreistag gewählt. Ersterem gehört er bis 2014 an, dem Plöner Kreistag bis 2003. Das Amt des Bürgermeisters hat Wiegner bis 2013 inne und darüber hinaus zehn Jahre das des Amtsvorstehers. Neben diesen (Ehren-) Ämtern an der „Basis“, übernimmt er für lange Zeit den Vorsitz der CDU- Fraktion sowie die Funktion des 2. stellvertretenden Landrats. Parallel zum Start des kommunalpolitischen Engagements, beruft der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Selent Peter Wiegner 1975 in den Vorstand. 1984 wird Wiegner Mitglied der Kirchenkreissynode Plön. 2003 wird er zum Synodenvorsitzenden gewählt. 2009 folgt die Wahl zum Vorsitzenden der neuen Synode im fusionierten Kirchenkreis Plön-Segeberg. 2011 wird Wiegner mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschlands ausgezeichnet. 2013 zeichnet Propst Matthias Petersen seinen langjährigen „Weggefährten“ mit dem Ansgarkreuz aus. 2015 erhält Wiegner die Bugenhagenmedaille, überreicht von Bischof Gothart Magaard.

 


Copyright Bilder: mm