Ev. - Luth. Kirchenkreis Plön-Segeberg

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Kommt her!

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde,
Freuen Sie sich, wenn Sie eine Einladung bekommen?
Eine Einladung zu einer Hochzeit oder zu einem Konzert? – Wenn das alles natürlich dann wieder uneingeschränkt möglich ist und nicht wegen Corona abgesagt werden muss.
Es würde mich wundern, wenn Sie auf diese Frage nicht mit „Ja“ antworten würden!
Eine Einladung zu erhalten ist doch etwas Tolles!
Ich darf dabei sein!
Sofort bin ich erfüllt mit Wertschätzung und Vorfreude: Entspannung ist angesagt! Alle Lasten und Mühen des Alltags, dürfen einmal abgelegt werden und eine Pause erfahren!
Mit anderen zusammen das Leben genießen und feiern, das wird mir Kraft und Freude für den Alltag danach geben!

Auch Jesus ist erfüllt von Freude! In dem Abschnitt aus dem Matthäusevangelium, den wir in der Lesung hörten, preist er Gott, seinen Vater.
Denn ihm ist etwas offenbart worden, was den Weisen und Klugen dieser Welt verborgen bleibt.
Er ist von einer tiefen Erkenntnis über Gott, den Herrn des Himmels und der Erde erfüllt worden:
Alles wurde ihm von seinem Vater übergeben!
Plötzlich kann er sich ganz und gar eins fühlen mit Gott. Und er erkennt seinen großen Auftrag, Gottes Weisheit zu den Menschen bringen zu dürfen.
Das ist eine sehr gute und schöne aber auch eine ziemlich schwere Aufgabe!
Er weiß von dem Licht und der Liebe, die bei dem himmlischen Vater ihre Quelle haben, aber er weiß auch von den unzähligen Mühen und Lasten der Menschen!

Wir alle spüren die Last des Lebens, leiden unter Schmerzen Krankheiten und der Zerbrechlichkeit unseres Lebens und dieser Welt.
Wir tragen schwer an Aufgaben, Verpflichtungen und Verantwortung für die Kinder, für Angehörigen, für viele Mitmenschen. Aber auch für materielle Dinge und persönliche Ansprüche.
Viele Menschen tragen auch schwer an Geschichten, die sie schon erlebt haben und die sie nicht loswerden: Geschichten vom Verlieren, vom Alleinsein oder vom Alleingelassen werden. Geschichten auch von Versagen und Schuld.
Es gibt niemanden, der nicht um die großen und kleinen Lasten des Lebens wüsste!
Auch Jesus weiß das!
Er gebraucht in diesem Zusammenhang das Bild vom Joch. Es ist ein Tragegestell. Oben hat es einen Querbalken mit einer Wölbung für den Nacken, links und rechts hängen Stricke oder Eimer dran. Wir kennen Bilder von Menschen, sogar von Kindern, die so ein Joch mit schweren Lasten mühsam tragen.
Ein Joch wurde früher auch Kühen und Rindern für die Feldarbeit aufgelegt, um schwere Gerätschaften zu ziehen.
Das Symbol Joch steht auch für die Lasten, die Eroberer den Besiegten auferlegten.

Jesus will uns keine Lasten auflegen, im Gegenteil!
Ganz unverhofft spricht Jesus eine Einladung aus:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid!“
Seine Einladung ergeht an alle! Zu mindestens an alle, die sich „mühselig und beladen“ fühlen!
Im Namen Gottes, des Vaters, darf er diese große Einladung, an uns Menschen aussprechen!

Komm her! sagt Jesus.
Ich bin eingeladen! Ich darf kommen und darf entspannen! Ich darf die Lasten meines Lebens einmal ablegen und aufatmen!

Kommt her! sagt Jesus.
Ihr alle, die ihr an euren Alltagslasten herumschleppt. Alle, die ihr an euren Rucksäcken, an euren Laptoptaschen, Einkaufskörben, Koffern, Werkzeugkästen, Sauerstoffgeräten, an euren Geldsorgen, eurem Kummer und eurer Planlosigkeit zu schwer tragt, ihr alle:
„Kommt her zu mir! Ich will euch erquicken!“

"Erquicken" – das ist ein altes Wort, das wir kaum noch benutzen: "Erfrischen" könnten wir stattdessen sagen, aber das erscheint mir zu oberflächlich. Es geht hier ja nicht um kühle Getränke, sondern um etwas, das uns in unserer Seele berührt.
"Aufbauen“ scheint mir besser zu treffen, was Jesus hier meint.
Dass wir aufgebaut werden, haben wir jedenfalls immer wieder nötig, wenn wir müde, frustriert oder abgekämpft sind. Dann tut es gut, wenn wir hören und vielleicht auch fühlen, dass wir wahrgenommen und wertgeschätzt werden.

Manchmal, meistens in Zeiten, die nicht so leicht sind, höre ich von einem lieben Menschen den Satz: Tu dir mal was Gutes.
Es tut immer gut das zu hören. Manchmal braucht es so einen Anstoß, um auf die eigenen Bedürfnisse aufmerksam zu werden oder auf die eigenen Grenzen.
Machen muss ich es dann aber immer noch selber.
Auch eine Kunst, die gelernt sein will: mir selbst etwas Gutes zu tun. Die Kunst nicht zu sagen: Für mich braucht es das nicht.

Hier aber ist es noch einmal anders. Hier muss ich mir nicht selbst etwas Gutes tun.

Kommt her zu mir, sagt Jesus. Ich will euch erquicken. Ich bin derjenige, der das kann und der das macht. Das seid ihr nicht selbst. Eure Bedürfnisse und eure Grenzen kenne ich besser als ihr selber.
Und es gibt Dinge, wesentliche Dinge, die könnt ihr euch nicht selber geben. Ihr könnt sie nicht kaufen, könnt sie euch nicht einfach irgendwo holen oder mitnehmen.
Ihr seid darauf angewiesen, dass ihr sie geschenkt bekommt. Dazu bin ich da. Lasst euch überraschen! Ich will euch erquicken!

Deshalb hat die Einladung Jesu eine ganz andere Kraft als der Satz: Tu dir etwas Gutes.
Wenn Jesus sagt: Ich tu dir etwas Gutes. Dann hat das eine andere Qualität.
Er tut es. Denn er ist mit dem Himmel verbunden, so stark, so unmittelbar, dass das Gute vom Himmel durch ihn hindurch direkt auf mich übergeht wie mit einem Strom. Alles, was er verschenkt, kommt von dort oben.
Denn: „alles ist mir übergeben von meinem Vater“, sagt er.

„Ich will euch erquicken“, mit Gaben des Himmels!
Und ich merke: Hier spricht ein heilvoller Geist und hier geht es wirklich um mich persönlich. ER begegnet mir mit seiner Liebe und will mich innerlich wieder aufrichten.

Von ihm werde ich nicht bevormundet, nicht reglementiert, nicht zurechtgewiesen, nicht angefahren.

„Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“, sagt er.

Ich werde auch nicht zwangsbeglückt mit etwas, das ich nicht will und nicht brauche.
Nein: Ich werde erquickt. Nur erquickt.

Dort möchte ich sein: Bei dem, der das kann.
Und manchmal fühle ich mich so weit von ihm weg.
Wo ist er? Was hält ihn fern von mir?
Was hält mich fern von ihm?
„Kommt her zu mir!“ Das klingt so leicht, so einladend, so schön, so verheißungsvoll. Aber wo ist das?
Wohin muss ich gehen, wenn ich zu ihm kommen will?
Und wo finden die ihn, die noch viel mühseliger und beladener sind als ich selber, die ihn noch viel dringender bräuchten als ich?

Vielleicht würden wir zuerst hier in der Kirche nach ihm suchen. Hier in der Kirche muss er doch sein, wo zwei oder drei in seinem Namen zusammen sind. Er ist dort, wo diese Worte laut erklingen: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“. Wo ich das hören kann, da muss er sein.

Vielleicht ist er auch in der kleinen Stille nach dem Gebet. Im Atemholen zwischen „Erlöse uns von dem Bösen“ und „Dein ist das Reich“. Vielleicht ist er im Licht, das durchs Fenster fällt, in dem stillen Winkel hinter den Bänken, in der Flamme der Kerzen auf dem Altar, im Klang der vertrauten und schönen Melodie.
Denn das alles kann ja schon eine kleine Erleichterung der Last auf unseren Schultern und Seelen sein!
Alles eine kleine Erquickung.

Oder finde ich ihn draußen in der Stadt/in meinem Dorf? Auf dem Gehweg, wo mich im Aneinander-Vorbeigehen jemand so anstrahlt, dass ich zurückstrahlen muss?
Oder wo jemand mir von Weitem zuwinkt, weil er mich kennt?
Oder im Laden? Wo mich die Verkäuferin heute so freundlich begrüßt, dass ich merke: Hier geht es für eine Sekunde wirklich um mich?

Finde ich ihn hinter einer der Türen im Ort, an denen ich schon immer klingeln wollte?
Oder bei mir zu Hause – im persönlichen Gebet, oder in dem Gedanken z.B. an Stephanie, der mich plötzlich anfliegt, als mir einfällt, dass Stephanie jemanden braucht, der an sie denkt und für sie betet?

Ist er im Schulbus, wo der große Tjark den kleinen Sam vor seinen Peinigern schützt?
Ist er an dem Tisch im Café, wo Gerda und Elisabeth, endlich wieder gemeinsam eine Tasse Kaffee trinken können, nachdem sie solange Wochen alleine zu Hause saßen und kaum jemanden sahen?
Ist er an dem Pflegebett von Frau Mayer, die lacht, weil Ina von der Diakonie heute wieder so nett ist?
Nur eine kleine Erquickung. Nur ein kleines Stück Gutes direkt aus dem Himmel. Nur eine kleine Wonne und doch wie ein Strom.
In einer kleinen Begegnung weitet sich plötzlich mein Horizont! Es ist wie ein Geschenk! Mitten im Alltag, mitten unter uns.
Und Jesus nimmt mich selber mit hinein in seine große einladende Bewegung, wenn er sagt: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir“

Sein Joch: das ist die Verbindung zu Gott, unserem Vater. Sein Joch, das ist die gelebte Liebe und Hingabe. Das ist Sanftmut und Demut in Wort und Tat. Das ist Barmherzigkeit und Gerechtigkeit!

Und er verspricht uns: „So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“
„Ich will euch erquicken“. Es passiert jeden Tag.
Den Weisen ist es verborgen. Den Unmündigen ist es offenbar!

Das Mühselige und die Lasten unseres Lebens liegen schwer auf uns. Aber der Strom der Güte direkt aus dem Himmel erreicht uns!
Jesus Christus legt uns sein sanftes Joch auf indem er uns seinen Arm auf die Schulter legt.
Als Geste der Nähe und Freundschaft, als eine heilsame Berührung. Und mit seinen Worten stärkt er uns und baut er uns auf: „Du bist ein geliebtes Kind Gottes! Inmitten deines Alltags bin ich an deiner Seite! Inmitten deiner Sorge und deines Ärgers, inmitten deiner Kraft und Lebenslust, aber auch in deiner Angst und Unruhe.“

Liebe Gemeinde!
Eine Einladung kann man natürlich immer auch ausschlagen.
Wenn wir diese Einladung, die Jesus hier ausspricht, aber annehmen, dann kann sich der Friede, der vom Himmel zu uns kommt, in unserem Leben und in unserem Miteinander ausbreiten! Weil wir uns mit allem, was uns umtreibt, von Gott wahrgenommen und geliebt wissen werden.
Amen.

(Barbara Süptitz, Kirchengemeinde Oldesloe)

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