Mittwoch, 13. März 2024
Kürzlich habe ich „Die Zuflucht“ von Corrie ten Boom neu gelesen. Sie beschreibt, wie sie mit ihrer Schwester Betsie ins KZ kommt, weil sie Juden versteckt hatten. Eine kleine Stelle hat mich besonders beeindruckt: Nach dem qualvollen Transport ins KZ Ravensbrück wird ihnen Baracke 28 zugewiesen. Strohballen dienen als Schlafplätze. Als Corrie sich erschöpft hinsetzt, schreit sie auf: Das Stroh ist über und über voller Flöhe. Aber Betsie erinnert sich: „Heute Morgen haben wir doch gelesen: ‚Seid dankbar in allen Dingen!“' So danken sie Gott mitten in diesem Grauen, dass sie zusammen sind, dass sie ihre Bibel hineinschmuggeln konnten, und Betsie dankt sogar – für die Flöhe. Viele Mitgefangene haben sie mit ihrer Bibel dort stärken und trösten können. Als Corrie nach ihrer Befreiung fragt, warum keine Wärterin ihre Baracke je durchsucht habe, erfährt sie: In Baracke 28 habe sich keine hineingetraut – wegen der vielen Flöhe. Wenn mich jetzt mal etwas zwickt und stört, muss ich immer an diese Flöhe denken. „Seid dankbar in allen Dingen!“ Das ist nicht so leicht. Aber wenn diese mutigen Frauen das sogar im KZ geschafft haben, dann will ich es wenigstens versuchen.
Ulrike Jenett, Pastorin in Wankendorf